Pädagogisches Konzept

3.    Pädagogisches Konzept

3.1  Unser Bild vom Kind

In der OGS Wrangelstraße sehen wir Kinder als kompetente Persönlichkeiten mit individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Begabungen und Wahrnehmungen. Wir gehen von der Annahme aus, dass Kinder grundsätzlich den Drang haben, ihre Umwelt zu erkunden, zu verstehen, zu gestalten und eigene Entscheidungen zu treffen. Außerdem gehen wir davon aus, dass Kinder ein Bedürfnis nach klaren Strukturen und verlässlichen Bezugspersonen haben. Ein geregelter Tagesablauf schafft den Rahmen für autonomes Handeln und trägt so zu einem starken Selbstbewusstsein bei. Im Grundschulalter entwickelt sich zudem mehr und mehr das Bedürfnis nach Akzeptanz innerhalb sogenannten Peer-Gruppe.
Anlagen und Fertigkeiten sind bei jedem Kind unterschiedlich stark ausgeprägt und entwickeln sich unter Einfluss der gebotenen Förderung. Diese Individualität wollen wir in unserer Arbeit berücksichtigen und so den Bedürfnissen der Kinder der OGS Wrangelstraße gerecht werden. Wir akzeptieren jedes Kind, so wie es ist.

3.2 Ziele

Das Konzept der OGS Wrangelstraße ist darauf ausgelegt, die Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen Kindes bestmöglich zu unterstützen.

Ein wesentliches Ziel der Pädagogik ist es, Kinder zu eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Erwachsenen zu erziehen, deren Haltung durch gegenseitige Achtung und Toleranz geprägt ist. An diesem humanistisch geprägten ganzheitlichen Menschenbild richten wir in der OGS Wrangelstraße unser pädagogisches Handeln aus. So ist es unser Ziel unter Berücksichtigung der sozialen und kulturellen Lebenssituationen der Kinder und ihrer Familien einen Raum des respektvollen Umgangs und der gegenseitigen Wertschätzung zu schaffen. Hierbei liegt unser besonderer Schwerpunkt auf der Förderung der Sozialen Kompetenz und insbesondere des Sozialverhaltens (Kommunikationsverhalten, Freundschaften aufbauen, Regelverständnis etc.). Weiterer wesentliche Aspekte Sozialer Kompetenz sind Emotionale Fähigkeiten (Emotionskontrolle, Selbstregulation, Empathie etc.) und Soziale Kognitionen (Informationsverarbeitung, Problemlösungsstrategien, Perspektivübernahme etc.). Eine ausgeprägte Soziale Kompetenz ermöglicht dem Kind die Durchsetzung eigener Bedürfnisse unter der Berücksichtigung gesellschaftlicher Normen und Werte. In diesem Zusammenhang liegt ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit auf der Förderung der interkulturellen Kompetenz: An einem Ort, an dem viele verschiedene Kulturen und Lebenskonzepte aufeinandertreffen, ist unserer Ansicht nach, gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz die Grundlage menschlichen Miteinanders und die Voraussetzung für eine gelingende Integration.

Bei der Erreichung unserer Ziele spielen die Beziehungsarbeit, die Methoden des Situationsansatzes und die lerntheoretischen Erkenntnisse eine zentrale Rolle. Außerdem legen wir in der OGS Wrangelstraße sehr viel Wert auf die Elternarbeit.

Neben der Förderung der Sozialen Kompetenz und vornehmlich gruppenbezogenem Verhaltens, wollen wir die Kinder auch darin unterstützen ihre individuellen Fähigkeiten zu entdecken und auszubauen und so ihr Selbstwertgefühl stärken.

Hierbei werden die Kinder unterschiedlichen Alters durch einen partizipatorisch-demokratischen Erziehungsstil dazu angeregt ihre Freizeit sowohl eigenständig als auch gemeinsam zu gestalten. Dieser sogenannte autoritative Erziehungsstil kennzeichnet sich durch ein Gleichgewicht zwischen konsequenter Regeleinhaltung auf der einen und beträchtlicher Autonomie auf der anderen Seite.

Außerdem ist es unser Ziel Familien eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.

Jedes Kind ist unabhängig von seiner sozialen Herkunft willkommen und wird gleichermaßen gefördert.

3.3    Inhalte

3.3.1  Hausaufgabenbetreuung

Die Hausaufgabenbetreuung ist ein wesentlicher Bestandteil der pädagogischen Arbeit in unserer OGS. Jeden Tag bieten wir in der OGS den Kindern die Möglichkeit ihre Hausaufgaben in einer ruhigen und konzentrierten Atmosphäre anzufertigen. Für Erst- und Zweitklässler ist ein Zeitrahmen von 30 Minuten, für Dritt und Viertklässler ein Zeitrahmen von 45 Minuten vorgesehen. Unterstützt werden wir bei der Hausaufgabenbetreuung durch das Lehrerkollegium. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei der Hausaufgabenbetreuung grundsätzlich um kein Nachhilfe- oder Förderangebot handelt. Hausaufgaben dienen der Festigung der im Unterricht vermittelten Lerninhalte und sollen somit weitestgehend selbstständig erledigt werden. Selbstverständlich leisten wir aber Unterstützung bei Verständnisproblemen. Die Hausaufgaben werden von der Hausaufgabenbetreuung im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten auf Vollständigkeit kontrolliert und es wird auf Fehler hingewiesen, welche dann im Anschluss durch die Kinder korrigiert werden können. Die Pflicht der endgültigen Kontrolle der Hausaufgaben bleibt weiterhin bei den Eltern.

3.3.2   Pädagogischer Mittagstisch

Das Mittagessen wird jeden Tag von einem zertifizierten Cateringunternehmen angeliefert. Das pädagogische Mittagessen nimmt einen hohen Stellenwert in unserer OGS ein, da es die Möglichkeit bietet Esskultur und soziale Umgangsformen einzuüben. Außerdem bietet der pädagogische Mittagstisch Gelegenheit, sich zu unterhalten und auszutauschen. Darüber hinaus ermöglicht das Mittagessen den Kindern, nach dem Unterricht zur Ruhe zu kommen und die Energiespeicher aufzuladen. Um beim pädagogischen Mittagstisch eine angenehme und altersgerechte Atmosphäre zu gewährleisten findet das Mittagessen in den Gruppenräumen statt. Es ist uns sehr wichtig, dass die Kinder sich ihr Essen selbst nehmen und nicht ausgegeben bekommen.

3.3.3        Pädagogische Angebote in der Gruppe und auf dem Hof

Pädagogische Angebote bieten den PädagogInnen die Möglichkeit gezielt die Fähigkeiten der Kinder zu entwickeln und zu fördern und situativ auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder einzugehen. Pädagogische Angebote können zum Beispiel Bastelangebote, Spielangebote, Bewegungsangebote, das angeleitete Spiel und Gesprächsrunden sein.

3.3.4        Freispiel

Ein sehr wichtiger und oft unterschätzter Teil pädagogischer Arbeit ist das Freispiel. „Nur im freien Spiel entfaltet sich menschliche Intelligenz“ (E.C. Gründler, N. Schäfer). Hier wird den Kindern die Möglichkeit gegeben ihre Beschäftigung frei zu wählen und Spiele frei zu entwickeln und zu gestalten. Das Freispiel ist eine wertvolle Lernchance und zugleich große Herausforderung für die Kinder. So fordert und fördert das Freispiel die Sozialkompetenz der Kinder und regt bei der Entwicklung neuer Spielideen und Lösungsstrategien ihre Kreativität an. In Situationen des Freispiels ziehen sich die PädagogInnen zurück und übernehmen die Rolle des Beobachters, bleiben aber trotzdem Ansprechpartner der Kinder. Die Beobachtungen der PädagogInnen geben ihnen Aufschluss darüber, woran es den Kindern mangelt und was sie noch lernen müssen. Außerdem ist es die Aufgabe der PädagogInnen die Umgebung anregend und abwechslungsreich zu gestalten und den Kindern so Impulse zu geben. Zusätzlich übernehmen PädagogInnen die Aufgabe, das Freispiel bei Bedarf anzuleiten und den Kindern so eine Hilfestellung zu geben.  Das Freispiel zu betreuen ist also eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die PadagogInnen in einer OGS.

3.3.5        Bildungsangebote (AG)

Ab 14 Uhr werden wir in unserer pädagogischen Arbeit täglich von einigen qualifizierten Bildungsanbietern (AG-Leitern) unterstützt. Diese führen Angebote in den Bereichen Sport, Kunst, Tanz und Theater durch. Diese Angebote sind entweder offen und können jedes Mal aufs Neue von anderen Kindern besucht werden oder projektorientiert und somit über einen längeren Zeitraum verpflichtend (z.B. ein Monat, drei Monate, ½ Jahr). Die Bildungsangebote sollen von den Kindern in Absprache mit der Gruppenleitung frei gewählt werden. Hierbei garantieren wir jedem Kind die Teilnahme an mindestens einem Bildungsangebot pro Halbjahr. Die Teilnahme an einem Bildungsangebot ist jedoch keine Pflicht. Erstklässler können spätestens ab dem zweiten Halbjahr an den Bildungsangeboten teilnehmen. Sie sollen sich erstmal an den Schulalltag gewöhnen und die OGS-Regeln verinnerlichen. Nach und nach stellen wir den Erstklässlern dann die unterschiedlichen Bildungsangebote vor, sodass sie eine Wahl für sich treffen können.

3.3.6        Ferienbetreuung

In den geöffneten Ferienzeiten bieten wir den Kindern montags bis donnerstags von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr und freitags von 8:00 Uhr bis 15:00 Uhr ein abwechslungsreiches und ansprechendes Ferienprogramm an. Hierbei legen wir großen Wert auf einen Mix von Spaß und pädagogischer Förderung. So unternehmen wir bspw. Ausflüge in Freizeitparks, ins Kino, in Museen und zu Spielplätzen oder führen pädagogische Angebote z.B. im Rahmen von Projektwochen in der Einrichtung durch. Außerdem gehören zu unserem Programm auch einfache Bastel- und Spielangebote sowie die Möglichkeit zum freien Spielen und Entspannen.

3.3.7        Partizipation

Gruppenrat

Der Gruppenrat dient den Gruppen dazu, aktuelle Themen zu besprechen und die Kinder bei Belangen und Entscheidungen, die sie betreffen miteinzubeziehen. Themen können z.B. Regeln, Planung von Aktionen, Ferienplanung, Probleme in der OGS, Wünsche, Vorschläge und Sorgen der Kinder oder die Vergabe der Dienste sein. Die wöchentliche Umsetzung soll den Kindern demokratische Strukturen vermitteln und ihnen Mitgestaltungsmöglichkeiten geben.

Patensystem

In unseren altersgemischten Gruppen übernimmt jedes Jahr ein Kind ab der dritten Klasse die Patenschaft für einen Schulanfänger oder eine Schulanfängerin. Die Patenschaften dienen der besseren Eingewöhnung der neuen OGS-Kinder. Diese finden so nicht nur in ihrer Altersgruppe Anschluss, sondern kommen auch mit den großen Kindern der Gruppe in Kontakt. Die neuen Kinder profitieren von diesem Konzept, da sie nicht nur von den Erziehern etwas über die OGS und den Tagesablauf erfahren, sondern auch von ihren Kameraden aus der Gruppe eingeführt werden. Dadurch besteht die Möglichkeit schneller in der OGS anzukommen und sich gut aufgehoben zu fühlen. Auch die Paten selbst profitieren von dieser verantwortungsvollen Aufgabe, indem sie sich als wertvoll erleben und so ihr Selbstwertgefühl gesteigert wird. Durch das Patensystem stärken wir außerdem die Gruppengemeinschaft und das Zugehörigkeitsgefühl.

Dienste

Um das Verantwortungsgefühl und die Solidarität der Kinder zu fördern und die Kinder aktiv in den Alltag einzubinden, verteilen wir in den Gruppen Dienste für die anfallenden Pflichten. Hierzu gehören u.a. der Tischdienst, der Fegedienst, der Mülldienst und der Pflanzendienst.

Mittagessen

Im Rahmen des pädagogischen Mittagstischs müssen auch die Kinder einige Aufgaben, wie das Tischdecken, das Abräumen und das Wischen des eigenen Platzes übernehmen. Außerdem ist es die Aufgabe der Kinder gemeinsam mit der Gruppenleitung zu entscheiden, welches Essen bestellt wird. Unser Caterer bietet pro Tag eine Auswahl aus zwei Menüs an, aus denen in der Regel eines ausgewählt wird. Durch diese Form der Mitwirkung werden zum einen die Wünsche der Kinder berücksichtigt und zum anderen lernen die Kinder ein demokratisches Miteinander.

Selbstverständlich berücksichtigen wir bei der Bestellung auch Vegetarier und Allergiker.

Freizeitgestaltung

Während der Freispielzeit wollen wir grundsätzlich jedem Kind die Möglichkeit geben, selbstständig zu entscheiden, wie es diese Zeit gestaltet. So können die Kinder häufig entscheiden, ob sie ihre Freizeit auf dem Schulhof oder in der Gruppe verbringen. Außerdem können die Kinder nach Absprache die anderen Gruppen besuchen. Bei unserer Entscheidung, wieviel Freiheit wir jedem einzelnen Kind einräumen berücksichtigen wir selbstverständlich den jeweiligen Entwicklungsstand und persönliche Eigenschaften: Umso Verantwortungsvoller das Kind ist, desto mehr Freiheiten können bei der Freizeitgestaltung gewährt werden.